Prof. Dr. Wolfgang Düsing · Vortragsexposé · Wintersemester 2009/2010

Der Interdisziplinäre Arbeitskreis für Drama und Theater und das Studium generale laden im Rahmen der Ringvorlesung
WENDEZEITEN UND EPOCHENUMBRÜCHE: DIE AUSEINANDERSETZUNG MIT HISTORISCHEN ZÄSUREN IM DRAMA
zu folgendem Vortrag ein:

Prof. Dr. Wolfgang Düsing
(Deutsches Institut, Neuere Literaturgeschichte, Universität Mainz)

"Endlich ein Deutschland. Wieder, verdammt, ein Staat". Zur Revolutions- und Wendethematik in Volker Brauns Dramen

Montag, 26. Oktober 2009, 18.15 Uhr, P 4 (Philosophicum)

Volker Braun (geb. 1939) war niemals ein linientreuer, staatstragender DDR-Autor. Seine Stücke wurden oft zuerst in der Bundesrepublik uraufgeführt und erst mit großer Verspätung in der DDR. Dennoch war die Wende für ihn eine schwer zu verarbeitende Erfahrung, auf die er mit Essays, Gedichten, Prosatexten, vor allem aber mit den Dramen Iphigenie in Freiheit (1987–1991) und Böhmen am Meer (1989–1993) reagierte. Es handelt sich bei diesen Stücken um ambitionierte literarische Experimente, mit denen Braun auf die neu entstandene politische und gesellschaftliche Situation antwortet. Da Revolutionen, Epochenbrüche, Zeitenwenden von Beginn an zentrale Themen seines Schaffen waren, liegt es nahe, frühere Revolutionsdramen wie Lenins Tod (1970) mit den Wendedramen zu vergleichen, um die Entwicklung des Autors zu erfassen. Damit ist eine weiterführende Fragestellung verbunden, die ausgehend von Volker Brauns Dramen auf die Herausarbeitung typologischer Aspekte des Geschichtsdramas zielt.

Wolfgang Düsing studierte an den Universitäten Köln und Zürich, promovierte 1967 an der Universität Köln und habilitierte sich 1975 an der Universität Mainz. Er war von 1976 bis 1983 an der Universität Trier und von 1983 bis 2004 an der Universität Mainz Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte und übernahm viermal eine Max-Kade-Professur in den USA (i. R. seit 2004). – Forschungsgebiete: Sturm und Drang; Klassik; Literatur des 20. Jahrhunderts. – Publikationen: Schillers Idee des Erhabenen. 1967; Schillers Briefe "Über die ästhetische Erziehung des Menschen". 1982; Erinnerung und Identität. Musil, Döblin, Doderer. 1982; Experimente mit dem Kriminalroman. Hg. 1993; Aspekte des Geschichtsdramas. Hg. 1998; Tendenzen im Geschichtsdrama und Geschichtsroman des 20. Jahrhunderts. Mhg. 2004. Circa 60 Aufsätze zur deutschen Literatur von Lessing bis Volker Braun.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Dr. Mark Berninger (Forschungs- und Lehrbereich British Studies, Universität Mainz)
Vergegenwärtigung des Krieges am Ende der Nachkriegszeit – Der Zweite Weltkrieg im neuen britischen Geschichtsdrama
Montag, 2. November 2009, 18.15 Uhr, P 4 (Philosophicum)