Prof. Dr. Wolfgang Hübner – Vortragsexposé – Wintersemester 2004/2005

VIVA LATINITAS

Das Seminar für Klassische Philologie und das Studium generale laden zu folgendem Vortrag in lateinischer Sprache ein:

Prof. Dr. Wolfgang Hübner (Münster)

DE ASTROLOGIA ANTIQUA SPECIMINA SELECTA

Ausgewählte Kapitel zur antiken Astrologie

Donnerstag, 2. Dezember 2004, 18.15 Uhr, P 2 (Philosophicum)

Astrologorum doctrina inde a Babyloniis viguit et viget adhuc usque ad hodierna tempora, haud scio an Christianitati non inferior. Sed licet sit late divulgata nostris temporibus, pauci noverunt varia systemata: miram septem planetarum symmetriam, signorum zodiaci quadrata, sexangula, trigona nec non dodecatropi duodecim domus, quae rotatione diurna percurruntur a signis signiferi. Sequitur astrologia stoicorum rationem naturalem sympathiae universalis et microcosmi qui macrocosmo intertexitur, at doctrina moralis valde differt, quia stoici praesupponunt hominis liberum arbitrium, astrologi affirmant omnia pendere ab inexorabili fato.

Die astrologische Lehre blühte von den Babyloniern an und blüht noch heute weiter, und darin steht sie dem Christentum wohl kaum nach. Doch so verbreitet sie immer noch sein mag, nur wenige kennen ihre einzelnen Systeme: die wundersame Symmetrie der sieben Planeten, die Quadrate, Sechsecke und Dreiecke der Tierkreiszeichen und nicht zuletzt die zwölf Häuser der Dodekatropos, die von den Tierkreiszeichen in ihrer täglichen Rotation durchlaufen werden. Die Astrologie folgt der stoischen Physik der universalen Sympathie und des Mikrokosmos, der in den Makrokosmos verwoben ist, doch ihre Ethik unterscheidet sich erheblich, da die Stoiker von einer freien Willensentscheidung des Menschen ausgehen, während die Astrologen alles und jedes vom unerbittlichen Schicksal abhängen lassen.

Literatur zum Thema: Auguste Bouché-Leclercq: L'astrologie grecque, Paris 1899 (Ndr. Brüssel 1963 und Aalen 1979). – Kocku von Stuckrad: Geschichte der Astrologie. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, München 2003.

Wolfgang Hübner ist Professor für Klassische Philologie (Latein) an der Westfälischen Wil¬helms-Universität zu Münster seit 1986; Veröffentlichungen zur griechischen, lateinischen, französischen und italienischen Literatur, zur Wissenschaftsgeschichte (insbesondere zur Astrologie) und zur Rezeption der antiken Literatur vom Mittelalter bis zur Moderne.

Nächster Vortrag in lateinischer Sprache:
Dr. Rüdiger Niehl (Heidelberg)
De parodia Horatiana in carminibus neolatinis Germaniae
Donnerstag, 27. Januar 2005, 18.15 Uhr, Hörsaal wird noch bekannt gegeben