Prof. Dr. Wolfgang Ullrich – Vortragsexposé –Wintersemester 2010/2011

Studium Generale

Mainzer Universitätsgespräche

"Wie wirkt Macht? Mechanismen, Rituale, Ambivalenzen"



Prof. Dr. Wolfgang Ullrich (Karlsruhe)



Macht zeigen.

Kunst als Herrschaftsstrategie

Mittwoch, 8. Dez. 2010, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)



Seit einigen Jahrzehnten macht moderne Kunst eine erstaunliche Karriere als Statussymbol. Unternehmer und Spitzenmanager lassen sich gerne mit Gemälden oder Skulpturen fotografieren, und auch viele Politiker präsentieren sich als Freunde der Kunst. Dieses Phänomen ist in der Bundesrepublik besonders weit verbreitet, waren doch nach dem Nationalsozialismus viele politische Symbole belastet. Ersatzsymbole mussten gesucht werden – und dabei kommt gerade Kunstwerken die Autorität zu, Macht nicht nur zu signalisieren, sondern auch zu legitimieren oder gar zu steigern.

Erscheinen Protagonisten der Macht vor Werken im Geist der Avantgarde zukunftsorientiert, risikofreudig, innovativ oder auch etwas geheimnisvoll und damit erhaben, etablieren sich neuerdings auch Umgangsformen mit der Kunst, die an die Zeit der großen Höfe erinnern. Die Künstler tragen dann zum Glamour und zur Prominenz eines neuen Adels aus Stars, Reichen und Mächtigen bei. Kunst stellt keine Opposition zu den herrschenden Verhältnissen mehr dar, sondern repräsentiert die Sieger der Gesellschaft.



Wolfgang Ullrich, geb. 1967 in München, Studium der Philosophie, Kunstgeschichte, Logik/Wissenschaftstheorie, Germanistik. Nach Lehrverpflichtungen an mehreren Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 2006 Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. – Arbeitsschwerpunkte: Geschichte und Kritik des Kunstbegriffs, kunstsoziologische Fragen, aktuelle Bildwelten sowie konsumtheoretische Themen. – Buchpublikationen (Auswahl): Uta von Naumburg. Eine deutsche Ikone (1998); Mit dem Rücken zur Kunst. Die neuen Statussymbole der Macht (2000); Die Geschichte der Unschärfe (2002); Tiefer hängen. Über den Umgang mit der Kunst (2003); Was war Kunst? Biographien eines Begriffs (2005); Bilder auf Weltreise. Eine Globalisierungskritik (2006); Habenwollen. Wie funktioniert die Konsumkultur? (2006); Gesucht: Kunst! Phantombild eines Jokers (2007); Raffinierte Kunst. Übung vor Reproduktionen (2009); Wohlstandsphänomene. Eine Beispielsammlung (2010).



!!! Vortrag von Prof. Dr. M. Hartmann (15.12.2010) auf den 16. Feb. 2011 verschoben !!!



Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Jens Ivo Engels (Neuere und Neueste Geschichte, Technische Universität Darmstadt)

Stark vernetzt. Infrastrukturen und Macht in historischer Perspektive

Mittwoch, 12. Januar 2011, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)