Geographisches Kolloquium · Bureau de Coopération Universitaire Franco-Allemande · Studium Generale
Prof. em. Dr. Dr. h.c. Jean Malaurie
Von Thule zur Walstraße: 50 Jahre zirkumpolare Forschung
Vortrag im Rahmen der Ehrung Jean Malauries durch die Stadt Mainz
Donnerstag, 4. November 2004, 18.15 Uhr, Atrium maximum (Alte Mensa)
De la pierre à l’homme fügen sich Jean Malauries geomorphologische Studien der Arktis in eine anthropogeographische Annäherung, die in gerader Linie von der deutschen „Naturphylosophie“ abstammt. Seine 31 missions solitaires ab 1950 erlaubten ihm, die „vertikale“ Denkweise der Inuit zu erforschen, die durch eine schamanische Vision und eine kosmo¬dramatische Intelligenz der Himmelsuhr geprägt ist.
1990 leitete Jean Malaurie im sibirischen Tchoukotka die erste internatio¬nale Expedition seit der Oktober Revolution. Als erster Westlicher kam er an die Walstraße, die er das „Delphi der Arktis“ nennt. Mit der Staatlichen Polar Akademie Sankt Petersburg bemüht er sich um die Verteidigung der kulturellen Identität der Völker des hohen Nordens und um die Bewahrung der arktischen Ökologie.
Jean Malaurie unterrichtet seit fünfzig Jahren an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales im Geiste einer spezifischen, entschlossen interdisziplinär angelegten, anthropogeographischen Methode. Mit der von ihm 1954 gegründeten Reihe „Terre Humaine“ des Verlags Plon wurde die französische Anthropologie im Geist einer offenen und freien universellen Literatur stark geprägt.
Jean Malaurie, 1922 in Mainz geboren, gehört zu den renommiertesten Polarforschern unserer Zeit. Er ist, unter anderem, Direktor für arktische Studien an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales (Paris), emeritierter Forschungsdirektor des CNRS (Paris) und Honorarpräsident der Staatlichen Polar Akademie Sankt Petersburg. Zu seinen bekanntesten Werken gehören Der Ruf des Nordens, Ultima Thulé und Mythos Nordpol, 200 Jahre Expeditionsgeschichte.