Resch, Prof. Dr. med. univ. Franz – Vortragsexposé – Sommersemester 2019

Mainzer Universitätsgespräche "Lebensphasen des Menschen"


Prof. Dr. med. univ. Franz Resch
Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Zentrums für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Heidelberg

Identität und Risikoverhalten in der Adoleszenz: Welche Rolle spielt die Gehirnentwicklung?

Mittwoch, 8. Mai 2019, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Die Adoleszenz stellt eine bio-psycho-soziale Metamorphose dar, die sowohl durch neurobiologische Umbauprozesse als auch durch eine Reihe von wichtigen Anpassungsschritten im psychosozialen Feld gekennzeichnet ist. In einer neuen Entfaltung der Selbstreflexion erkennen sich die Jugendlichen als Autoren ihrer Handlungen und richten die zentrale Frage der Existenz an sich: Wer bin ich? Zweifel an der Welt und ihren Erscheinungsformen sowie Zweifel an der Person selbst begleiten diese Entwicklungsschritte. Identitätsfrage und Selbstwertregulation bilden somit die fundamentalen Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz. Welche Rolle spielt dabei die Gehirnentwicklung? In welcher Beziehung stehen die heutigen Auswirkungen von Sein und Schein in unserer spätmodernen Informationsgesellschaft mit den Reifungsprozessen der Nervenzellen? Es gibt harte Fakten, die Zukunftssorgen realistisch werden lassen, neue soziale Rollen und Strukturen verunsichern die Erwartungen an Ausbildung und Beruf, neue Medien verführen in virtuelle Welten. Jugendliche Risikoverhaltensweisen – wie z.B. suchtartiger Internetkonsum, Substanzmissbrauch oder Selbstverletzungen – sind nicht nur Ausdruck pathologischer Reifungsprozesse oder psychischer Störungen, sondern dienen emanzipatorischen Zielen des Selbst.

Prof. Dr. med. univ. Franz Resch, geboren in Wien, Ausbildung zum Psychiater und Kinder- und Jugendpsychiater an der Universitätsklinik Wien. Psychoanalytische Ausbildung im Wiener Alfred-Adler-Institut. Seit 1993 Ordinarius für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Heidelberg und Leiter der Klinik am Universitätsklinikum. 2003 bis 2013 Studiendekan der medizinischen Fakultät. 2002/2003 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Bis 2013 Präsident der Deutschen Liga für das Kind in Familie und Gesellschaft. Mehr als 300 Originalarbeiten und Buchbeiträge, Autor und Herausgeber mehrerer Bücher und Buchserien. Forschungsthemen: Adoleszenz, Entwicklungspsychopathologie, Trauma, Psychosen.
Weitere Infos im Internet unter: www.klinikum.uni-heidelberg.de/AErzliche-Leitung.114958.0.html

Nächster Vortrag in dieser Reihe: 
Prof. Dr. Tobias Esch
(Inhaber des Lehrstuhls und Leiter des Instituts für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung, Universität Witten/Herdecke)
Die bessere Hälfte?
Über die ′Orchestrierung′ von Glück und Zufriedenheit in unterschiedlichen Lebensphasen
Mittwoch, 15. Mai 2019, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)