»Schuld und Strafe«
Themenschwerpunkt des Studium generale im Sommersemester 2015
Es erscheint uns selbstverständlich, unter dem Begriff der Schuld Menschen die Verant-wortung für moralische, politische oder juristische Vergehen zuzuschreiben. Wir fordern Konsequenzen für solche Vergehen, auch wenn die Ansichten über Ausmaß und Sinn dieser Zuschreibung und der Konsequenzen unterschiedlich sein mögen. Die Zuweisung von Schuld wie auch die Forderung nach Strafe sind Ausdruck einer sozialen Praxis, die Regeln für das Verhalten und Zusammenleben von Menschen für wichtig erachtet und die Sanktionierung von Übertretungen dieser Regeln kennt.
Ein solches Verständnis ist jedoch vielfältigen Infragestellungen ausgesetzt: Sind Menschen in ihren Entscheidungen und Handlungen tatsächlich frei? Wenn nicht, wie ist Strafe dann überhaupt zu rechtfertigen? Welche Funktion hat die Praxis des Strafens – Vergeltung, Resozialisierung, Abschreckung? Wie gehen wir mit historischem Unrecht um, für das wir keine direkt Verantwortlichen mehr benennen können? Können Menschen überhaupt leben, ohne in einem umfassenden Sinne des Wortes schuldig zu werden? Wie können sie sich von solcher Schuld befreien – oder müssen sie befreit werden, etwa durch Rückbindung an transzendente Instanzen? Wie kann es gelingen, dass die Behandlung von Straftätern unseren eigenen moralischen oder juristischen Maßstäben genügt? Wie lernen Kinder, sich selbst und anderen Menschen Verantwortung für ihre Taten zuzuschreiben? Welche Ideen von Schuld und Strafe kennen andere kulturelle Traditionen? – Diese und weitere Fragestellungen werden in der Vortragsreihe aus der Sicht verschiedener Disziplinen erörtert und diskutiert.
Interdisziplinäre Vorlesungsreihe des Studium generale
Begleitender Gastvortrag der Abteilung Altes Testament
Begleitübungen des Studium generale für Bachelor-Studierende