Nichts ist uns vertrauter als das eigene Ich. Das Ich-Gefühl verbindet sich mit dem Bewusstsein, ein kontinuierliches, identisches Selbst zu sein. Dies führt zu drei naheliegenden Fragen: Wer ist dieses Ich? Was macht mein Selbst aus? Worin besteht meine Identität? Diese Fragen sind keineswegs neu. Eine Reihe faszinierender Einsichten aus der neurowissenschaftlichen Forschung macht es jedoch unumgänglich, über alte Fragen neu nachzudenken. Aus neurobiologischer Sicht gibt es keine zentrale, unteilbare Entität, die unmittelbar mit dem Ich oder dem Selbst identifiziert werden könnte. Die aktuelle Forschung geht folglich davon aus, dass sich das Gehirn ein kohärentes Modell dessen konstruiert, was mein »Selbst« ausmacht. Damit wird die frühere Sicht des Verhältnisses von Ich und Gehirn ins Gegenteil gewendet: Es ist nicht das Ich, das sich des Gehirns bedient, sondern dieses bringt jenes hervor. Unsere Fähigkeit, »Ich« sagen zu können, beschäftigt zahlreiche Disziplinen. Die »Mainzer Universitätsgespräche« verbinden Beiträge aus unterschiedlichen Fachdisziplinen und vermitteln Einblicke in die aktuellen Forschungen zum »Ich«. |