Univ.-Prof. Dr. Klaus Lieb – Vortragsexposé – Sommersemester 2012

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
"KONFLIKT UND ETHIK"

Univ.-Prof. Dr. Klaus Lieb
(Universitätsmedizin, JGU Mainz)

Interessenkonflikte mit der Industrie in der medizinischen Forschung und Krankenversorgung

Montag, 2. Juli 2012, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)

Interessenkonflikte sind im Gesundheitswesen allgegenwärtig und ein häufig sehr emotional diskutiertes Thema. Dabei sind sie nicht per se schlecht, sondern können – z.B. wenn an medizinischen Fakultäten Forschung in Kooperation mit der Industrie betrieben wird – häufig förderlich für das Patientenwohl sein. Interessenkonflikte können aber auch negative Folgen haben, beispielsweise wenn sie dazu führen, dass Ärzte durch die Annahme von Geldern und anderen Vergünstigungen wissenschaftliche Evidenz verzerrt interpretieren – also z.B. den Nutzen von bestimmten Medikamenten überschätzen und die Risiken unterschätzen. In diesem Vortrag wird Prof. Dr. Lieb das Thema Interessenkonflikte in der Medizin umfassend darstellen, daraus entstehende Risiken und Gefahren erläutern und die psychologischen Mechanismen erklären, die Interessenkonflikten zugrunde liegen. Dabei wird deutlich werden, dass Interessenkonflikte häufig unbewusst wirken und es daher nur die konsequente Offenlegung möglich macht, Interessenkonflikte bei sich selbst und anderen zu erkennen. Neben der Offenlegung müssen Interessenkonflikte aber auch reduziert werden, um potentiellen Schaden für die Patienten zu minimieren. Daher wird der Vortrag einerseits für Ärzte und Wissenschaftler zum Umdenken und zu Verhaltensänderungen anregen, andererseits aber den Patienten den Blick schärfen, worauf sie bei ihrem Arzt achten müssen, um einen möglichst unabhängigen Rat und eine unbeeinflusste Therapieentscheidung zu erhalten.

Klaus Lieb, geb. 1965, ist Universitätsprofessor und seit 2007 Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Mainz. Nach Studien der Medizin und Philosophie in Ulm, Tübingen und Los Angeles promovierte er 1992 und absolvierte anschließend seine Facharztweiterbildung in Psychiatrie an der Universität Freiburg. Dort habilitierte er 1999 und war von 2001 bis 2007 Leitender Oberarzt und Stellvertretender ärztlicher Direktor der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Erforschung biologischer Ursachen depressiver Störungen und der Borderline-Persönlichkeitsstörung sowie die medikamentöse und psychotherapeutische Behandlung dieser Erkrankungen. Darüber hinaus arbeitet er über neuroethische Fragen des Hirndopings sowie über Interessenkonflikte in der Medizin. Im September 2011 ist sein Buch zum Thema "Interessenkonflikte in der Medizin" beim Springer-Verlag Medizin erschienen.

Abschließender Vortrag dieser Reihe:
Prof. Dr. Karl-Wilhelm Merks
(Professor em. für Moraltheologie, Theologische Fakultät und ehem. Wissenschaftlicher Direktor, Zentrum für Interkulturelle Ethik CIE, Universität Tilburg, Niederlande)
Alles relativ? Über interkulturelle Ethik
Montag, 9. Juli 2012, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)