Veranstaltung des Instituts für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft IKM – Abteilung Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte
Prof. Dr. Andrey Vinogradov (Moskau)
Abchasien und Alanien: unbekannte mittelbyzantinische Kunst am Rande der Oikoumene
Mittwoch, 8. Mai 2019, 18:15 Uhr, Hs 02-521, Georg-Forster-Gebäude, J.-Welder-Weg 12
Abchasien und Westalanien (das heutige Karachai-Circassia) sind reich an gut erhaltenen Denkmälern der byzantinischen Kirchenarchitektur, die den Historikern der byzantinischen Kunst jedoch wenig bekannt bleiben. Der Kirchenbau in Abchasien wird nach der Rückkehr seiner Könige zum Bündnis mit Byzanz um 880 wieder aufgenommen. Diese neue Architektur Abchasiens ist eng mit den Bautraditionen von Pontus und der nördlichen Schwarzmeerküste verbunden. Das sind meistens die Kreuzkuppelkirchen mit kreuzförmigen Pfeilern, die hauptsächlich aus Stein gebaut sind. Diese Bauschule geht nach dem Jahr 967 zu Ende. Nach der Christianisierung um 914 kamen byzantinische Baumeister auch nach Alanien, aber erst nach 950 begann man hier größere Kuppelkirchen zu bauen. Diese Baumeister kamen aus Abchasien und Zentralanatolien, und im 11. Jahrhundert tauchen hier auch byzantinische Maler auf.
Andrey Vinogradov ist außerordentlicher Professor an der Historischen Abteilung der Nationalen Forschungsuniversität HSE in Moskau. Er studierte in Moskau und Trier. Seine Forschungsinteressen umfassen Epigraphik, Hagiographie, Apokryphen, Geschichte des Kaukasus und der Krim, byzantinische Archäologie und Architektur. Er ist Autor der Bücher "Nizhny Arkhyz und Senty, die ältesten Kirchen Russlands" und "Kirchenarchitektur Abchasiens in der Zeit des abchasischen Königreichs (8.–10. Jahrhundert)" (auf Russisch) und des byzantinischen Bandes im digitalen Inschriftencorpus IOSPE (auf Englisch und Russisch). Andrey Vinogradov leitet seit 2018 archäologische Ausgrabungen im Nordkaukasus.