Studium generale – Mainzer Universitätsgespräche
Spaß verstehen – Forschung zu Lachen und Humor
Prof. Dr. Uwe Wirth
Professor für Neuere Deutsche Literatur und Kulturwissenschaft, Justus-Liebig-Universität Gießen
Komik der Integration – Komik der Nicht-Integration
Dienstag, 12. November 2019, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Das Komische, schreibt Sigmund Freud in seinem Buch über den Witz und seine Beziehung zum Unbewussten, ist "das Ergebnis einer Vergleichung" zwischen den geistigen und seelischen Eigenschaften eines Anderen "und meinem Ich". Das 'komische Gefühl' stellt sich ein, sobald man bemerkt, dass der Andere offensichtlich anderen Normalitätsstandards folgt. Viele dieser Standards sind uns allerdings gar nicht explizit bewusst, sondern werden 'stillschweigend' als gültig vorausgesetzt.
In meinem Vortrag soll es um die interkulturelle Dimension dieser stillschweigend vorausgesetzten Regeln gehen: Was erfährt man über die eigenen Erwartungen, wenn einem Menschen mit anderem kulturellem Hintergrund 'komisch' vorkommen? Wann und warum kommt es beim Aufeinandertreffen von Menschen aus verschiedenen Kulturen zu komischen Inkongruenzen? Und welche Modelle liefert die Komiktheorie für die Beschreibung dieser Inkongruenzen?
Uwe Wirth ist seit 2007 Professor für Neuere Deutsche Literatur und Kulturwissenschaft an der Liebig-Universität Gießen. Er studierte in Heidelberg, Frankfurt am Main und Berkeley. Promotion und Habilitation an der Goethe-Universität Frankfurt. Von 2005 bis 2007 war er wissenschaftlicher Geschäftsführer des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung in Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählt, neben Autorschaftskonzepten und Performanztheorien, die Frage nach paratextuellen und medialen Rahmungsstrategien und nach den Bedingungen für das Entstehen von Komik.
Auswahl an Publikationen: Diskursive Dummheit. Abduktion und Komik als Grenzphänomene des Verstehens (Heidelberg: Winter 1999); Performanz. Von der Sprachphilosophie zu den Kulturwissenschaften (Frankfurt: Suhrkamp 2002); Die Geburt des Autors aus dem Geist der Herausgeberfiktion. Editoriale Rahmung im Roman um 1800: Wieland, Goethe, Brentano, Jean Paul und E.T.A. Hoffmann (München: Fink 2008); Rahmenbrüche, Rahmenwechsel (Berlin: Kadmos 2013); Komik. Ein Interdisziplinäres Handbuch (Stuttgart: Metzler 2017); Komik der Integration (Bielefeld: Aisthesis 2019)
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Zimmermann
(Professor für Klassische Philologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)
Spott, Kritik und Politik. Formen des Komischen im 5. Jahrhundert v. Chr.
Dienstag, 19. November 2019, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)