Interdisziplinäre Vorlesungsreihe des Studium generale zum Themenschwerpunkt »Was darf Wissenschaft?«
Öffentliche Vorlesungsreihe für alle Interessierten
Wir leben in einer von Wissenschaft geprägten Welt. Die Erfolgsgeschichte der Wissenschaft beruht nicht zuletzt darauf, dass Forscherinnen und Forscher frei von staatlichen, gesellschaftlichen oder religiösen Beschränkungen arbeiten können. Diese Freiheit ist gegenwärtig durch politisch oder anders motivierte Einflussnahmen bedroht, das Vertrauen in die Wissenschaft durch Skandale und scheinbar oder tatsächlich konfligierende Befunde erschüttert. Zugleich wird Kritik dort geübt, wo Wissenschaft moralische Grenzen überschreitet oder negative Auswirkungen ihrer Ergebnisse und Erfindungen befürchtet bzw. beobachtet werden. Insbesondere bei nicht korrigierbaren Eingriffen oder unkalkulierbaren Entwicklungen entsteht ein Unbehagen an moderner Wissenschaft und Technik. Auch in nichttechnischen Bereichen wie dem Umgang mit kolonialem Erbe steht Wissenschaft in der Kritik. Zunehmend wird die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung und die Reflexion auf die Folgen der eigenen Handlungen eingefordert – nicht zuletzt aus der Wissenschaft selbst. Dies gilt besonders, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse etwa über Schadstoffgrenzwerte, medizinische Fortschritte oder Umweltgefahren in Politik und Medien aufgenommen werden.
Braucht die Wissenschaft also einen moralisch oder rechtlich engen Rahmen? Müssen Forscherinnen und Forscher akzeptieren, wenn die Gesellschaft ihnen normative Vorgaben macht? Oder genügt es, eine Selbstverpflichtung auf gute wissenschaftliche Praxis einzufordern, die eigenen Ansätze und Ergebnisse besser zu kommunizieren und so für Zustimmung zu werben? Die Vortragsreihe will diesen und anderen Fragen auf grundsätzlicher Ebene, aber auch mit Blick auf einzelne strittige Bereiche wie der Zulässigkeit oder Notwendigkeit von Tierversuchen, neuen Möglichkeiten der Genmanipulation oder der Rolle von Künstlicher Intelligenz nachgehen.
Prof. Dr. Dr. h.c. Carl Friedrich Gethmann
(Professor für Wissenschaftsethik, Forschungskolleg »Zukunft menschlich gestalten«, Universität Siegen ǀ Mitglied des Deutschen Ethikrates und des Ethikrates der Max-Planck-Gesellschaft sowie der Bioethik-Kommission des Landes Rheinland-Pfalz)
Die Krise des Wissenschaftsethos
Montag · 29. April 2019 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)
PD Dr. Ralf Dahm
(Director of Scientific Management, Institute of Molecular Biology IMB, Mainz ǀ Mitglied
der Bioethik-Kommission des Landes Rheinland-Pfalz)
Mensch 2.0 – Was macht die Genschere CRISPR/Cas möglich?
Montag · 6. Mai 2019 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)
Dr. Sandra Buchmüller
(Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Maria-Goeppert-Mayer-Professur »Gender, Technik, Mobilität«, Institut für Flugführung, Technische Universität Braunschweig)
Gender-informierte Technikgestaltung
Montag · 13. Mai 2019 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)
Prof. Dr. Stefan Treue
(Direktor des Deutschen Primatenzentrums DPZ und Leiter der Abteilung Kognitive Neurowissenschaften, Göttingen · Professor für Kognitive Neurowissenschaften und Biologische Psychologie, Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie, Georg-August-Universität Göttingen)
Verantwortungsbewusste Tierversuche zwischen ungezügelter Wissenschaftsfreiheit und grenzenlosen Tierrechten
Montag · 27. Mai 2019 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)
Prof. Dr. Torsten Wilholt
(Professor für Philosophie und Geschichte der Naturwissenschaften, Institut für Philo-
sophie, Leibniz Universität Hannover | Dauerhafter Gastprofessor, Abteilung Philosophie, Universität Bielefeld)
Forschungsfreiheit – Begründungen und Grenzen
Montag · 17. Juni 2019 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)
Dr. Anna-Maria Brandstetter
(Akademische Direktorin, Institut für Ethnologie und Afrikastudien · Kuratorin der Ethno-grafischen Studiensammlung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Was tun mit dem kolonialen Erbe in ethnografischen Sammlungen?
Montag · 24. Juni 2019 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)
PD Dr. Christian Forstner
(Physiker und Wissenschaftshistoriker, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Sonderforschungsbereich »Schwächediskurse und Ressourcenregime«, Goethe-Universität Frankfurt am Main)
Die Erfindung der Verantwortung.
Physiker und die Atombombe
Montag · 1. Juli 2019 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)
Weitere Vorträge im Rahmen der interdisziplinären Vorlesungsreihe »Was darf Wissenschaft?« sind vorgesehen und werden auf unserer Homepage und per Plakataushang in unseren Schaukästen bekannt gegeben.